Das Elfte Gebot by Archer Jeffrey

Das Elfte Gebot by Archer Jeffrey

Autor:Archer, Jeffrey [Jeffrey, Archer]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-04-09T04:00:00+00:00


Es hatte kaum einen größeren Kontrast geben können als den zwischen Zerimskijs Büro und dem Winterpalast des Zaren. Die Geschäftsräume des Kommunistenführers lagen im dritten Stock eines baufälligen Gebäudes in einem nördlichen Vorort von Moskau. Allerdings hätte jeder, den er in seine Datscha an der Wolga einlud, rasch erkannt, daß Zerimskij durchaus kein Verächter von Luxus war.

Die letzte Wahlphase hatte um zweiundzwanzig Uhr des vergangenen Tages geendet. Nun brauchte Zerimskij nichts weiter zu tun, als abzuwarten, daß die Beamten vom Baltikum bis zum Pazifik mit dem Stimmenzahlen fertig wurden. Er wußte nur zu gut, daß die Leute in manchen Bezirken mehrfach gewählt hatten, während in anderen die Wahlurnen nie im Rathaus eintrafen. Doch nachdem er sich mit Borodin über die Bedingungen geeinigt und der General sich aus dem Rennen um die Präsidentschaft verabschiedet hatte, war seine Chance, die Wahl zu gewinnen, sehr gestiegen; davon war er überzeugt. Andererseits unterstützte die Mafya seinen Gegner Tschernopow, und Zerimskij wußte nur zu gut, daß er mehr als fünfzig Prozent der abgegebenen Stimmen benötigte, wollte er auch nur die geringste Aussicht haben, zum Sieger ernannt zu werden. Aus diesem Grund beschloß er, sich einen Verbündeten im Lager des Zaren anzulachen.

Das Wahlergebnis würde frühestens in zwei Tagen bekanntgegeben werden, da in den meisten Teilen des Landes die Stimmen noch von Hand ausgezählt wurden. Man brauchte Zerimskij nicht an Stalins oft zitierte Bemerkung zu erinnern, daß es nicht darauf ankommt, wie viele Leute wählen, sondern darauf, wer die Stimmen zählt.

Zerimskijs engste Mitarbeiter ließen die Telefone heißlaufen, während sie versuchten, mit den Geschehnissen in dem riesigen Land Schritt zu halten. Doch die diversen Landesherren wollten nicht mehr an Information herausrücken, als daß sich noch nicht absehen ließ, wer beim Kopf-an-Kopf-Rennen den Zieleinlauf als erster schaffen wurde. Der Kommunistenführer schlug an diesem Tag öfter auf den Tisch als während der ganzen vergangenen Woche, und immer wieder zog er sich in sein Büro zurück, um private Anrufe zu tätigen.

»Das ist eine gute Neuigkeit, Stefan«, sagte Zerimskij, »solange Sie das Problem mit Ihrem Vetter lösen können.« Er lauschte Iwanitskys Antwort, als an die Tür geklopft wurde. Zerimskij legte in dem Moment auf, als sein Stabschef eintrat. Titow brauchte nicht zu wissen, mit wem er gesprochen hatte.

»Die Presseleute fragen an, ob Sie schon eine Erklärung abzugeben haben«, sagte Titow in der Hoffnung, seinen Chef ein paar Minuten zu beschäftigen. Zum letztenmal hatte Zerimskij mit den Aasgeiern, wie er sie nannte, gestern vormittag gesprochen. Da hatten sie sich allesamt eingefunden, um seine Stimmabgabe in Koski zu verfolgen, dem Moskauer Stadtteil, in dem er geboren war. Es war nicht anders als in den USA bei einer Präsidentschaftswahl.

Zerimskij nickte zögernd und folgte Titow die Treppe hinunter und hinaus auf die Straße. Er hatte seinen Stab angewiesen, dafür zu sorgen, daß keiner der Presseleute ins Haus gelangte, denn Zerimskij wollte der Gefahr aus dem Weg gehen, daß sie entdeckten, wie ineffizient und personell unterbesetzt seine Organisation war. Auch das würde sich ändern, sobald er die Staatskasse in die Hände bekam. Und daß dies die letzte



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.